Promovieren am Institut IDiAL
Jelena Bleja (Öffnet in einem neuen Tab) , Daniel Heß (Öffnet in einem neuen Tab) , Nargiza Mikhridinova (Öffnet in einem neuen Tab) und Jonas Sorgalla (Öffnet in einem neuen Tab) , Promovierende und wissenschaftliche Mitarbeiter am IDiAL, berichten im Interview zum Promovieren mit und am Institut. Insgesamt befinden sich am IDiAL 25 Promovierende der Fachhochschule Dortmund in kooperativen Promotionsverfahren mit Partneruniversitäten. Im Interview geben die vier Promovierenden einen Einblick in das Institut und dessen Arbeitsweise.
Digitalisierung von Arbeits- und Lebenswelten
IDiAL ist die Kurzform für „Institut für die Digitalisierung von Arbeits- und Lebenswelten“. Digitalisierung ist dabei auf den ersten Blick ein allseits bekannter und trotzdem schwer zu fassender Begriff, weil er eben viel mehr beschreibt als anständigen Handyempfang auf dem Land und sinnvolle digitale Infrastruktur beispielsweise in der Verwaltung von Bund, Land und Kommunen. Der Name des Instituts steht für eine breite Anwendungsdomäne, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Arbeits- und Lebenswelten mit Hilfe von Technik zu vereinfachen und zu verbessern. Die Herausforderung dabei ist laut Jonas Sorgalla, dass man viele verschiedene Disziplinen und Anwendungsgebiete vereinen muss. Dass das gleichzeitig aber auch eine Chance ist, weil die Projekte dadurch äußerst vielseitig sind und man als Forscher*in zwischen den Disziplinen wandern kann, wird sehr schnell klar.
Dabei gehen die Forschungsprojekte am Institut IDiAL weit darüber hinaus, was man landläufig unter Digitalisierung versteht – also einen analogen Prozess in einen digitalen umzuwandeln. Daniel Heß erklärt das an Hand eines verständlichen Beispiels: Will man einen Staubsauger digitalisieren, käme ein Staubsaugerroboter heraus. Am Institut IDiAL geht die Forschung darüber hinaus. Hier könnte eben jener digitalisierte Staubsauger in ein größeres System integriert sein, in dem diesem verschiedene Aufgaben zuteilwerden, statt dem Reinigen der Wohnung als einzige Anwendung. Beispielsweise könnte der Staubsauger Abweichungen im Rhythmus der in der betreffenden Wohnung lebhaften Person feststellen und entscheiden, diese Abweichungen eventuell von einem*r Ärzt*in oder einer anderen zuständigen Person überprüfen zu lassen.
Digitale Transformation als tiefgreifender Prozess, der gesamtgesellschaftlich wirkt, steht dabei im Vordergrund. Digitale Prozesse zu entwerfen und diese in ein System einzubinden ist dabei nur ein Teil des großen Ganzen. Andere Teile sind nach Nargiza Mikhridinova beispielsweise sicherzustellen, dass die Menschen damit umgehen können. Da geht es dann weniger um die Technik, sondern vielmehr um die Auswirkungen entwickelter Technik.
Internationale Forschungsgemeinschaft und interdisziplinäre Arbeitsweisen
In dieser breiten Anwendungsdomäne, der Digitalisierung von Arbeits- und Lebenswelten, werden verschiedene Disziplinen miteinander vereint. Das spiegelt sich auch in den entwickelten Hardware-Anwendungen wider: Während es in einigen Projekten zwar auch um Hardware-Konzepte geht, steht fast immer aber das Gesamtsystem – also die Kombination aus Hard- und Software im Vordergrund. Genauso wichtig in diesen die ganze Gesellschaft umfassenden Forschungsprojekten sind aber auch Promovierende, die beispielsweise im Projektmanagement und der Wirtschaftsinformatik zuhause sind. In der Verzahnung der einzelnen Disziplinen liegt der Schlüssel, um so komplexe und anwendungsorientierte Forschungsvorhaben durchdringen zu können. Dabei arbeiten die Wissenschaftler*innen in einer internationalen Forschungsgemeinschaft zusammen. Es findet ein reger Austausch zwischen den Promovierenden verschiedener Forschungseinrichtungen statt, wobei einerseits Forscher*innen des IDiAL im Ausland in Forschungsgruppen integriert werden, aber auch Wissenschaftler*innen von anderen Einrichtungen am Institut IDiAL arbeiten.
Nargiza Mikhridinova beschreibt: „Unser großes Netzwerk ist EuroPIM - European Partnership for Project and Innovation Management. Und da gehören zwei Teile dazu, Projekt- und Innovationsmanagement. Hierbei können verschiedene Disziplinen und Bereiche zusammenkommen und Forschung betreiben.“
„Viele Professor*innen und auch Mitarbeiter*innen des IDiAL sind eng verbunden mit dem Master Digital Transformation. Dies ist ein internationaler Master-Studiengang, der von den Professor*innen des IDiAL initiiert worden ist und den wir dann sehr gut mit unseren Forschungsarbeiten bespielen können, weil digitale Transformation eben genau das Thema des IDiAL ist.“ ergänzt Jonas Sorgalla.
Darüber hinaus gibt das Institut IDiAL mit den verknüpften Studiengängen und in Summer- bzw. Winterschools den Doktorand*innen die Möglichkeit erste Lehrerfahrung zu sammeln. Dabei werden dann auch Nachwuchswissenschaftler*innen ausgebildet, die vielleicht in der Zukunft auch am Institut forschen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht in der Bewerbung auf ausgeschriebene Promotionsstellen. Häufig allerdings arbeiten zukünftige Promovierende schon während Bachelor- und Masterstudium als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft am Institut IDiAL. So lernt man in der Arbeit mit Promovierenden an Forschungsprojekten die Arbeitsweisen kennen und kann dann in vollem Bewusstsein über alle Hard- und Soft-Facts in die Promotion am IDiAL starten.
Arbeit im Robotiklabor an den drängenden Fragen der Zukunft
Das Institut IDiAL ist durch das Robotiklabor außergewöhnlich gut mit Hardware ausgestattet. Dort stehen mehrere Roboter, die aus verschiedenen Forschungsprojekten zusammenkommen und dann dort zur Nutzung durch Promovierende verbleiben. „Die vorhandenen Roboter sind häufig Prototypen, die nach dem Ende von Projekten weiter genutzt werden können und anderweitig schwer finanzierbar wären“, erklärt Daniel Heß. Ein weiteres Robotiklabor befindet sich in der Sonnenstraße, ist allerdings in die Lehre eingebunden und deshalb nicht permanent verfügbar. Das Labor am Institut IDiAL steht mit wenigen Ausnahmen ständig zur Verfügung und kann für Forschungsprojekte genutzt werden. Diese sind meist interdisziplinär und versuchen allesamt folgende Fragen an die Zukunft zu beantworten: Wie digitalisieren wir in der Zukunft unsere Arbeits- und Lebenswelt über das reine Ersetzen von analogen durch digitale Prozesse hinaus? Wie sehen wir unsere Arbeitsweisen und die Welt, in der wir leben, in der Zukunft? Am Institut IDiAL wird in einer Mischung aus Grundlagen und stark anwendungsorientierter Forschung gearbeitet, immer mit dem Ziel am Ende eines Forschungsprojektes ein funktionierendes, verwendbares Tool entworfen zu haben. Dabei muss ein solches Tool nicht zwangsläufig ein Stück Hardware sein. Ein Teil dieser Forschung ist beispielsweise auch die Frage nach neuen Strategien im Projektmanagement und Forschung im Hinblick auf die Anwendbarkeit entworfener Produkte oder Anwendungen. Welche Anreize können für den Endnutzer geschaffen werden, ein neues Tool zu verwenden, damit die Innovationskraft dieser Zukunftsfragen nicht auf Grund fehlender Verwendung im Sande verläuft?
Der Austausch und das voneinander Lernen in interdisziplinären, nationalen und internationalen Forschungsgruppen sind nach Jelena Bleja, der große Mehrwert des Instituts IDiAL.
Forschungsorientierter und persönlicher Zusammenhalt zwischen Promovierenden
Neben einer guten Infrastruktur und der außergewöhnlich guten Ausstattung in Hard- und Software bietet das Institut IDiAL auch den Vorteil, dass es einen ungewöhnlich starken Austausch unter den Forscher*innen gibt. Neben offiziellen Formaten, wie zum Beispiel einem Doktorand*innen-Seminar, in dem die Promovierenden sowohl ihre Themen und Forschungsarbeiten vorstellen als auch einen Austausch über Methoden aktiv leben, findet Austausch häufig im persönlichen Kontakt statt. Durch die räumliche Nähe zwischen den Büros und den einzelnen Promovierenden ist der informelle Austausch unter den Mitarbeiter*innen des Instituts IDiAL gelebte Praxis. Dies ist ein entscheidender Unterschied zu großen Fachbereichen, an denen Büros unter Umständen weiter auseinander liegen, beziehungsweise an denen eine größere Menge verschiedener Personengruppen studiert, forscht und lehrt.
Neben dem Austausch über Forschungsfragen unter den Promovierenden existiert aber auch ein reger internationaler Austausch: Nargiza Mikhridinova verdeutlicht, dass Forscher*innen am Institut nicht nur aus anderen Ländern, sondern auch aus anderen Kulturkreisen kommen und damit unter Umständen auch einen anderen Erfahrungshorizont mitbringen, der für die gemeinsame Forschungsarbeit bereichernd sein kann.
Aber nicht nur Fragen der Forschung und der Arbeit spielen am IDiAL eine Rolle. Unter den Promovierenden entstehen Freundschaften. Neben Arbeitsfreundschaften entstehen auch darüber hinaus Kontakte, die über eine Vorliebe für Roboter oder Projektmanagement hinausgehen.
Vernetzung in Politik und Wirtschaft, eingebunden in die Fachhochschule
Das IDiAL ist in der Region gut vernetzt. Neben der Einbindung in das Ruhrvalley, einem Forschungs- und Innovationsverbund von drei Hochschulen im Ruhrgebiet, ist auch die Verbindung in die Kommunen sehr eng. Promovierende am Institut IDiAL halten zum Teil Vorträge auf Wissenschaftskonferenzen der Stadt Dortmund, wie Jonas Sorgalla im letzten Jahr. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Verknüpfungen zu anderen Hochschulen und Universitäten. Beispielsweise zur Hochschule in Odense (Dänemark), an der eine Arbeitsgruppe ein Thema mit Überschneidungen zu einem Forschungsthema am Institut IDiAL bearbeitet. Dort findet dann ein intensiver Austausch statt, auch mit Promovierenden in frühen Stadien der Promotion, oder für Studierende, die sich schon frühzeitig an anderen Hochschulen vernetzen können.
Jelena Bleja sieht die starke regionale, nationale und internationale Vernetzung unter anderem auch als hilfreich, wenn es um die Wahl des Betreuers/der Betreuerin der eigenen Dissertation, aber auch im späteren Verlauf der Promotion, wenn es um die Suche nach Partner*innen für Forschungsvorhaben und Kooperationen geht. Das meint nicht nur die Vernetzung mit anderen Universitäten und Hochschulen, sondern auch Kontakte zur Wirtschaft und verschiedenen Unternehmen, die bei der Realisierung von Forschungs- oder Entwicklungsprojekten mit ins Boot geholt werden können. Dadurch entsteht ein reger Austausch, bei dem dann auch Feedback sehr schnell eingeholt und umgesetzt werden kann. Dabei bleibt das IDiAL ein Teil der Fachhochschule Dortmund und ist auch dort in die Infrastruktur eingebunden. Das sorgt für eine hohe Eigenständigkeit vor dem Hintergrund der starken Schultern der Fachhochschule Dortmund.
Auch finanziell und wissenschaftlich steht das Institut IDiAL auf sicheren Beinen. Mit laufenden Drittmitteln in Höhe von ca. 3,3 Millionen Euro und eingeworbenen Drittmitteln in Höhe von ca. 2,2 Millionen Euro (2021) verfügt das Institut über knapp 50 Prozent der jährlich verfügbaren Drittmittel der Fachhochschule Dortmund. Diese immense Summe bietet dem Institut die Möglichkeit, außerordentliche Forschung auf dem Gebiet der Digitalisierung zu betreiben. Die Insgesamt 25 Promovierenden arbeiten mit zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Professor*innen zusammen an vielen verschiedenen Forschungsprojekten und veröffentlichen dabei eine stattliche Anzahl an Publikationen jährlich. Das IDiAL wächst zudem fortlaufend und baut das jetzt schon starke Hochschulnetzwerk und die Partnerschaften aus.