„Die Fußballblase“: Interview mit Prof. Dr. Faix zur Nachhaltigkeit

Axel Faix: Ich denke, auch im Fußball geht es vorrangig um die drei Dimensionen: wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Es gibt für alle drei Ebenen Handlungsbedarf, und das Gute dabei ist, dies wird mittlerweile auch erkannt, und es wird gehandelt. Die DFB-Taskforce hat sich ja jüngst erst klar zu den Zielen der Nachhaltigkeit positioniert. Es wurde beschlossen, dass bei der Nachhaltigkeit im Profifußball das Kerngeschäft im Fokus stehen muss. Gemäß den Jahresabschlüssen der Vereine zum Juni 2020 sehen wir bei 15 von 18 Erstliga-Clubs erheblich negative Ergebnisse nach Steuern und bei fünf Vereinen sogar negatives Eigenkapital [noch einschließlich Werder Bremen und Schalke 04]. Die wirtschaftliche Relevanz der Coronapandemie spiegelt sich dort gerade mal mit drei Monaten wider. Die Zahlen zum 30. Juni 2021 werden sicherlich eine Herausforderung für die Vereine, und der Fokus muss zurzeit darauf liegen, zusätzliche Finanzmittel zu generieren, um die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Clubs zu verbessern.

Axel Faix: Ich bin ja auch im wissenschaftlichen Beirat von FanQ [FanQ ist eine Voting-App für Fußballfans]. Eine der letzten Studien untersuchte die Frage, welche Anforderungen die Fans an ihre Clubs stellen. In Sachen Nachhaltigkeit kristallisierte sich klar die Erwartung an die wirtschaftliche Nachhaltigkeit heraus. Die Entwicklung von jungen Spielern, die im Idealfall die Identifikation zwischen Clubs und Fans stärken und spätere Transfererlöse generieren, sowie eine solide Finanzpolitik ohne erhebliche Verschuldung stehen im Vordergrund. Weiterhin klare Bekenntnisse gegen Rassismus. Die ökologischen Herausforderungen stehen bei den Fans nicht ganz so im Fokus, mehr das Thema Menschenrechte.

Axel Faix: Bei der Vergabe von Großereignissen müssen in Zukunft noch klarer und verbindlicher die Zusagen und Nachweise für Nachnutzungskonzepte vorliegen. Natürlich ist es ein Trade-off, das heißt, viele Länder werden ihre Bereitschaft zur Ausrichtung von Sportgroßereignissen hinterfragen, wenn die Anforderungen an die Nachhaltgeit höher werden. Andererseits gibt es keine Alternative dazu.

Axel Faix: Ganz klar werden beim Stadionbesuch bereits in naher Zukunft beispielsweise Papiertickets keine Rolle mehr spielen und Mobile-Payment-Lösungen, zum Beispiel an den Verkaufsständen, selbstverständlich sein. Gerade im Bereich der digitalen Lenkung von Besucherströmen oder bei der An- und Abfahrt der Autos und der effizienten Parkplatzsuche liegen große Chancen, um Vorteile für die Stadionbesucher und geringere Ressourcenverbräuche zugleich zu erzielen.