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Wer bin ich und wenn ja, wie viele? (R. D. Precht) – Zur Personenzentrierung im Bundesteilhabegesetz

Fachtagung: Wer bin ich und wenn ja, wie viele? (R. D. Precht) – Zur Personenzentrierung im Bundesteilhabegesetz

Vollständig ausgebucht war der Fachtag „Personenzentrierung im Bundesteilhabegesetz“ an der FH-Dortmund am 5. September 2019 mit mehr als 150 Teilnehmer*innen, wie im vergangenen Jahr. Die Organisatoren Prof. Dr. Michael Boecker (FH Dortmund) und Dr. Michael Weber (HPZ-Krefeld) zeigten sich erneut mehr als zufrieden. Die Eröffnung erfolgte durch Prof. Dr. Ahmet Toprak (Dekan des Fachbereichs Angewandte Sozialwissenschaften).

Im Mittelpunkt des Fachtags stand die Auseinandersetzung mit der im Bundesteilhabegesetz (BTHG) geforderten Personenzentrierung und deren Auswirkungen auf die Teilhabesituation von Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt der Diskussionen. Hierzu hatten Prof. Dr. Michael Boecker und Dr. Michael Weber vom Heilpädagogischen Zentrum in Krefeld an die Fachhochschule Dortmund eingeladen.

Obwohl das Thema der Personenzentrierung mit der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes Anfang des Jahres 2017 prominent im Gesetzestext verankert wurde, sind die sich daraus ergebenden Folgen im Feld der Eingliederungshilfe nicht eindeutig. Neben der wissenschaftstheoretischen Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen personenzentrierter Ansätze wurden insbesondere die Chancen und Risiken dieser Entwicklung kritisch und kontrovers diskutiert.

Ein schillernder Begriff

So war es nicht verwunderlich, dass neben Wissenschaftler*innen auch zahlreiche Akteur*innen der Wohlfahrtspflege NRW sowie Vertreter*innen der Landschaftsverbände und der Selbsthilfe an diesem Fachtag teilnahmen. Die Inputs der Referent*innen im Plenum sowie bei der Podiumsdiskussion am Nachmittag machten deutlich, wie vielschichtig und schillernd der Begriff der Personenzentrierung zu diskutieren ist.

Deutlich wurde aber auch, dass der Fokus auf den einzelnen Menschen nicht dazu führen darf, dass strukturelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen aus dem Blick geraten. Die Komplexität dieses Diskurses findet sich auch in den unterschiedlichen Beiträgen der Referent*innen wieder.

So referierte Prof. Boecker zu den Chancen und Risiken von De-Institutionalisierung und Personenzentrierung für die Soziale Arbeit. Janina Bessenich skizzierte die rechtlichen Folgen für Menschen mit Behinderung und für die Leistungserbringer.

Neoliberale Mythen

Zu den Möglichkeiten einer personenzentrierten Finanzierung von Werkstätten nahm Prof. Dr. Bernd Halfar kritisch Stellung, bevor Dr. Dieter Schartmann als Vertreter des Landschaftsverbands Rheinland seine Anmerkungen aus Sicht eines Leistungsträgers darstellte. Die Bedeutung neoliberaler Mythen für den Ansatz neoliberaler Hilfen von Prof. Dr. Johannes Schädler bildete den Abschluss der Plenumsvorträge.

Bei der Podiumsdiskussion wurde der Übergang von Menschen mit Behinderungen von der Werkstatt auf den 1. Arbeitsmarkt kritisch diskutiert. Neben den bereits genannten Referent*innen konnte Stefan Kohorst als Geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Ausbüttel & Co. GmbH von seinen persönlichen Erfahrungen der Integration von Menschen mit Behinderungen in ein mittelständiges Familienunternehmen erzählen.

Am Ende des Fachtags wurde deutlich, dass neben einer Vielzahl struktureller Veränderungen und Maßnahmen zur Personenzentrierung die Haltungen und Intention der einzelnen Akteure für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Bundesrepublik Deutschland entscheidend sind.

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