Spielend Mathe lernen: Aus der richtig guten Idee eines Lehrers macht ein Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Jennifer Tiede jetzt ein Game für Grundschulkinder.
„Mathe? Uff!“ Hört man oft, oder? Mathematik ist für viele einfach kein Vergnügen. Noch nicht. Aber vielleicht bald. Ausgangspunkt ist die analoge Lernspielwelt „Zahlandia“ des Grundschullehrers und Lerntherapeuten Timo Storz aus Baden-Württemberg. Kinder begegnen darin freundlichen Monsterchen, die auf zehn zahlenförmigen Inseln Abenteuer erleben, bei denen sie ihnen helfen können.
Gute Idee wird digital
„Diese Abenteuer“, sagt Prof. Dr. Jennifer Tiede, „führen wir jetzt in der digitalen Welt fort.“ Die Spielwissenschaftlerin und Medienpädagogin lehrt und forscht in den Bereichen Game Studies, Game-based Learning und Medienpädagogik. Für das Forschungsprojekt Zahlandia hat sie mit ihrem Team 250.000 Euro Erasmus+-Fördermittel eingeworben und die Leitung des zehnköpfigen Teams aus Game Designer*innen und Game Developer*innen, Lehrer*innen und Lernspielexpert*innen übernommen.
Wenn es fertig ist, soll das digitale Zahlandia-Spiel kostenlos verfügbar sein und auf allen handelsüblichen Handys und Tablets gespielt werden können, mit Übersetzungen in die Sprachen der beteiligten Entwickler*innen: Englisch, Spanisch, Kroatisch, Bulgarisch und Deutsch und eventuell weitere.
Ein echtes Spiel
Von bisherigen Lern-Apps wie der in Deutschland verbreiteten App „Anton“ unterscheide sich Zahlandia in einem wichtigen Punkt: Während jene oft gamifiziertes Lernen anbieten, also die Lösung schulnaher Aufgaben z.B. mit Sternchen und digitalen Items zur Personifizierung des Avatars belohnen, macht Zahlandia die Mathematik selbst zum Spiel. Etwa, indem die Kinder zwei zehnseitige Würfel rollen lassen und die Punkte addieren müssen, um die nächste Station zu finden.
Zahlandia werde keine Lehrperson ersetzen, unterstreicht Prof. Tiede. Das sei auch nicht sein Sinn, vielmehr sei das Game „eine Plattform zum gefahrlosen Ausprobieren und zum spielerischen Üben. Kinder sollten es am besten schon ausprobieren, bevor sich ein negatives Verhältnis zu Mathe entwickeln kann.“ Damit ihnen Mathe nicht als Problem begegnet, sondern als das, was diese Wissenschaft auch sein kann: eine motivierende Herausforderung.
Projekt und Personen
Das Forschungsprojekt Zahlandia läuft bis Februar 2028. Prof. Dr. Jennifer Tiede lehrt im Studiengang „Serious Games and Digital Knowledge“ am Fachbereich Design der FH Dortmund.
Beteiligt sind:
Game Design und Development:
- Rasmus Pechuel und Timo Storz, Ingenious Knowledge (Deutschland)
- Paulo Santos, Atlantic Infinity (Portugal)
- Tim Kreuzberg und Simona Gheoca, ArtQuest Studios ltd. (Bulgarien)
Lehrer*innen und Schulpartner*innen:
- María Jesús López Fernandez und José Manuel Rodríguez Fernández, CEIP Tomás Romojaro (Spanien)
- Sanja Dam und Nikolina Reder, Osnovna škola Trnsko (Kroatien)
Projektkoordination und wissenschaftliche Begleitung:
- Prof. Dr. Jennifer Tiede, FH Dortmund