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storyLab kiU

3D-Installation über den Krieg: Spektakulär einfach

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Das Mapping beginnt mit dem berühmten "Schrei".

„Was denkst du, warum gibt es immer wieder Krieg?“ Eine Frage, so groß wie der Mond und so aktuell wie der Klimawandel. Die Installation des storyLab kiU stellt sie – nach einer minutenlangen, massiven Multimedia-Meditation auf der Außenwand des Dortmunder U über die Schrecken des Krieges – durch den Hörer eines einfachen Wählscheiben-Telefons. Täglich zu erleben bis 27. Mai 2022.

Nach jedem vierminütigen Film-Loop geht ein paar Meter weiter plötzlich ein Licht an, hoppla, da steht ja eine Telefonzelle, wo kommt die denn her, und darin klingelt das Telefon, das in diesem Setting merkwürdig niedlich wirkt wie ein unschuldiges Kind, und am anderen Ende sitzt der Schauspieler Khosrou Mahmoudi, versteckt im U-Turm-Foyer, und stellt unschuldige Fragen.

„Was bedeutet Krieg für dich?“

Bei der Premiere am Samstag, 21. Mai 2022, sagt Mahmoudi, nahmen in jeder Pause zwischen den Mapping-Loops Menschen den Hörer ab und sprachen mit ihm. Jede*r habe etwas anderes erzählt.

Die meisten von ihnen sagten, sie selbst hätten nie Krieg erlebt. Eine Person erzählte von ihrer Großmutter, 1900 geboren, ein Leben, zwei Weltkriege. „Sie hat erzählt, wie furchtbar Krieg ist, aber dass es auch Wunder im Krieg gibt.“

„Was fühlst du, wenn du daran denkst?“

Die Tagesschau, umgeben von Text-Zitaten.

Ein Wort sei bei fast allen gefallen: Angst. Und die Frage, was man tun kann, gegen die Angst und vor allem gegen die scheinbar unvermeidbare Wiederkehr von Kriegen. Die Frage wird sich an diesem Telefon nicht lösen lassen. Aber das heißt ja nicht, dass sie nicht gestellt werden muss. Im Gegenteil.

Die 70er-Jahre-Telefonzelle wirkt wie aus der Zeit gefallen. Sie mag ein Hinweis sein auf den Anlass dieser Installation: Das 50-Jahre-Jubiläum der Fachhochschule Dortmund, zu der das storyLab kiU gehört. Nach fünf Minuten geht das schwache orangene Licht, das aus ihren Fenstern auf die Steinplatten vor dem Dortmunder U fällt, wieder aus und das 3D-Mapping auf der Fassade direkt überm Haupteingang wieder los.

„Was willst du tun, was kannst du tun?“

Zuerst bebt die Fassade, die Ziegelwand zuckt und buckelt, bis sich die Steine in Gestalt einer Figur herauslösen: die Schreiende aus Edvard Munchs berühmten Gemälde, die sich gleichzeitig die Hände auf die Ohren presst. Dann sind sekundenlange Ausschnitte aus alten Tagesschau-Sendungen zu sehen: Kriege als Nachrichten. Daneben schreiben sich philosophische Zitate auf die Fassade. 
Dann erscheint das Sendeschluss-Testbild mit dem Peace-Zeichen, bevor abstrakte Muster in digitale Zuckungen verfallen und schließlich von einem schwarzen Nichts zerrissen werden.

Das kann man ruhig spoilern, denn die Beschreibung nimmt nicht das Erlebnis vorweg, es mit eigenen Augen zu sehen. Das scheinbare Lebendigwerden dieses Riesengebäudes ist, wie auch bei den vorherigen Mappings des kiU, mit nichts zu vergleichen.

„Answer the call“

Die Botschaft aber ist klarer als bei den vorherigen, längeren Fassaden-Shows, eindeutiger und sehr auf den Punkt.

Es ist ein Aufruf: Da ist dieser Krieg, was bedeutet das? Lasst uns überlegen, was wir tun können, wollen, sollen und müssen!

So spektakulär diese Fragen mit dem Mapping inszeniert sind, so einfach macht es die Installation den Zuschauenden, darauf einzugehen:
Driiing, driiing!


Digitale Zuckungen und Verzerrungen.

Im Überblick

  • Was: 3D-Fassadenmapping
  • Wann: täglich bis Freitag, 27. Mai 2022, jeweils 22 bis 24 Uhr
  • Wo: Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse

Weitere Infos

  • Anlass des Mappings ist das Jubiläum „50 Jahre FH Dortmund“. kiU-Leiter Harald Opel folgt mit der Aussage und dem Thema des Mappings dem Anspruch der FH Dortmund nach gesellschaftlicher Verantwortung.
  • Bis Donnerstag, 26. Mai 2022, ist der Sound des Mappings nur über Kopfhörer zu erleben.
  • Die Kopfhörer werden gegen ein Pfand von 10 Euro ausgeliehen.
  • Am Freitag, 27. Mai 2022, dem letzten Tag der Installation, werden in den Pausen Ausschnitte aus den Telefonaten der vorherigen Tage zu hören sein.

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