Der Experimentalfilm von Astrid Busch "Silhouette" wird mit dem Prädikat: besonders wertvoll, der Filmbewertungsstelle Wiesbaden ausgezeichnet.
Silhouette
Kurzfilm, Experimentalfilm, 6 min. Deutschland 2010
Jurybegründung:
Der Film zeigt einen Schattenriss, der solange in einer Einstellung
verharrt, dass man kaum noch eine Veränderung erwartet. Da es keinen
Reverenzpunkt gibt, sind die Dimensionen nicht festzulegen: es kann eine
Landschaft oder ein lehmiges Stück Erde sein. Ländliche Atmosphärengeräusche
lassen einen entsprechenden Kontext erwarten. Dann wird das Vogelgezwitscher
von Regen und Gewittergeräuschen abgelöst und plötzlich scheint sich ein
Tropfen zu bilden und nach oben zu „fallen“. Langsam umspült immer mehr
Regenwasser die Silhouette, wodurch man sich besser orientieren kann, weil
man zumindest ihre Größe und Position erkennen kann. Doch als letzte
Überraschung setzt eine idyllische Musik ein, durch die wiederum die
„Regeln“ dieses Experimentalfilms überraschend erweitert werden.
Astrid Busch spielt hier souverän mit den Seh- und Hörerwartungen der Zuschauer und hat mit stilistisch minimalen Mitteln einen erstaunlich wirkungsvollen – ja spannenden Film gemacht. Ähnlich wie man unwillkürlich in Wolken oder ungeordneten Strukturen Muster und Zeichen hineinliest, versucht man auch hier die so ungeformt wirkende Silhouette zu interpretieren. Die Tonebene bietet dafür gewisse Interpretationsmöglichkeiten an, und durch das zunehmende Wasser wird die Einstellung dann zwar eindeutiger, im Grunde aber noch geheimnisvoller. Dies ist eine höchst originelle Arbeit, zugleich hochartifiziell und „gut geerdet“.